Schlüssel zur Lebensfreude
„Neue Lebensfreude haben Amputierte mit einer vom Fachmann individuell gefertigten Beinprothese“,
weiß Michael Nonnengäßer. Foto: Ulrike Luthmer-Lechner
Von Ulrike Luthmer-Lechner
Mobilität und Selbstständigkeit ist für jeden Menschen Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität. Eine Krankheit oder Behinderung kann das schnell anders sein. Hilfsmittel tragen dazu bei, dass der Alltag wieder besser gemeistert werden kann.
Ein strahlend blauer Himmel, das fröhliche Zwitschern der Vögel und das sanfte Rauschen der Bäume im Wind – es sind Momente, die das Leben im Alter schön machen. Doch was, wenn man auf die eigenen Beine nicht mehr zählen kann? Für viele ältere Menschen bedeutet das eine große Herausforderung.
Auch die 78-jährige Linda Maier (Name geändert) genoss ihr Leben in vollen Zügen, bis gesundheitliche Probleme sie mit einer schwierigen Entscheidung konfrontierten: Ihr rechtes Bein musste amputiert werden. Hört damit das Leben auf? Nein. Sie ließ den Kopf nicht hängen, vertraute professioneller Beratung und entschied sich für eine Beinprothese.
„Je älter die Menschen werden, umso wichtiger sind Hilfsmittel“, weiß Michael Nonnengäßer, Geschäftsführer des gleichnamigen Sanitätshauses in Donzdorf. „Die Prothese hat mein Leben verändert“, so die Seniorin, die wieder am Leben teilhaben, spazieren gehen, mit ihren Enkeln spielen und Nachbarn besuchen kann. „Die Welt da draußen ist so wunderbar, ich möchte keinen Moment davon verpassen.“
Es war zwar nicht einfach, sich an die Prothese zu gewöhnen, aber mit Geduld und Unterstützung hat Linda Maier es geschafft. Lohnt sich eine Prothese für betagte Menschen? „Auf jeden Fall, weil sich die Lebensqualität verbessert.“ Im Gegensatz zu einem Rollstuhl könne man mit Prothese auch Treppen steigen und die Körperpflege am Waschbecken sei viel besser auf zwei Beinen zu bewältigen, schildert Michael Nonnengäßer.
In Linda Maiers Nachbarschaft gibt es viele Menschen, die Fußeinlagen, Bandagen, Kompressionsstrümpfe, Rollatoren, Gehhilfen oder andere Unterstützungsmittel nutzen, um mobil zu bleiben. „Die Hilfsmittel heilen nicht, aber sie helfen im Alltag und erleichtern das Leben“, sagt Nonnengäßer. Es sei beispielsweise nach einer Amputation wichtig, einfach auszuprobieren. „Ich habe Patienten,die völlig demotiviert sind und in einem psychischen Tief stecken“. Dann beginnt die Arbeit mit der Prothese und für den Patienten tut sich ein Silberstreif am Horizont auf. „Freilich, zu Beginn drückt und zwickt es und man muss neu gehen lernen, aber nach einer Reha-Phase von maximal einem Jahr kehrt die Lebensfreude wieder ein“.
Eng vernetzt ist der Orthopädietechnikermeister mit Ärzten, Krankenkassen, Physiotherapeuten und Rehaeinrichtungen. Die Botschaft ist klar: Hilfsmittel im Alter sind nicht nur Werkzeuge, um auf den Beinen bleiben zu können, sondern auch Schlüssel zur Lebensfreude. Sie ermöglichen es, weiterhin an Aktivitäten teilzunehmen und neue Abenteuer zu erleben.
Die Palette der Hilfsmittel ist groß und sollte nach den individuellen Bedürfnissen gewählt werden. „Es ist ratsam, sich vom Arzt oder Fachmann im Sanitätshaus beraten zu lassen.“
Neben den Prothesen, also den künstlichen Gliedmaßen, helfen Orthesen, die Beinachsen zu korrigieren und Fehlstellungen (etwa nach Schlaganfall) zu mindern und auch Schmerzen in den Gelenken, etwa bei Kniegelenksarthrose oder Osteoporose zu lindern. Speziell angefertigte orthopädische Einlagen können dazu beitragen, Fuß- und Beinprobleme zu verbessern. „Man bekommt Schmerzen damit besser in Griff“, so Nonnengäßer.
Bei Gelenkbeschwerden, Durchblutungsstörungen und Schwellungen haben sich Bandagen und Kompressionsstrümpfe bewährt. „Das Leben im Alter mit Beeinträchtigungen kann genauso erfüllt und glücklich sein, wie in jungen Jahren“, so der 53 Jahre alte Fachmann, der sich vor 21 Jahren in Donzdorf selbstständig gemacht hat und heute in seinem Betrieb 15 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Beinprothese für Frau Maier ist mehr als nur ein technisches Gerät, sie ist Symbol für Stärke, Mut und die Freude am Leben. Übrigens geht Frau Maier mit einem
Lächeln auf den Lippen und einem festen Schritt in eine glückliche Zukunft.